Die Entscheidung zur Firmengründung in Österreich für Ausländer ist für viele mehr als nur ein formaler Akt – sie bedeutet den Start in ein neues Kapitel voller Chancen, Herausforderungen und persönlichem Wachstum. Egal, ob du als EU-Bürger mit einer frischen Geschäftsidee ins Herz Europas ziehst oder als Gründer aus einem Drittstaat neue Wurzeln schlagen willst: Österreich bietet ein stabiles wirtschaftliches Umfeld, einen hohen Lebensstandard und einen klaren rechtlichen Rahmen für unternehmerische Ambitionen.
Gerade in den letzten Jahren haben immer mehr internationale Unternehmer:innen den Standort Österreich für sich entdeckt. Die zentrale Lage, der Zugang zum EU-Binnenmarkt und zahlreiche Fördermöglichkeiten machen das Land attraktiv – aber der Weg zur eigenen Firma ist, je nach Herkunft und Geschäftsidee, manchmal komplexer als gedacht. Diese umfassende Anleitung zeigt Ihnen mit konkreten Beispielen erfolgreicher Gründer, wie Sie als Ausländer eine Firma gründen können – von der Rechtsformwahl bis zur Finanzierung.
📋 Inhaltsverzeichnis
- Grundsätzliche Unterschiede: EU/EWR-Bürger vs. Drittstaatsangehörige
- Die zwei wichtigsten RWR-Karten für nicht-EU Gründer im Detail
- Rechtsformen und Startkapital-Optionen
- Schritt-für-Schritt Gründungsanleitung
- Finanzierung & Kredite für Ausländer
- Branchen mit Besonderheiten: Apotheken & Kanzleien
- Erfolgsbeispiel: Salvagnini – Italienische Präzision in Österreich
- Steuerliche Vorteile für internationale Gründer
- Häufige Stolperfallen & Lösungen
- Unterstützung und Ansprechpartner
- Erfolgsstatistiken und Trends
- Praxisnahe Checkliste für Ihre Firmengründung
- Online-Firmengründung – der digitale Weg
- Fazit: Österreich als attraktiver Gründungsstandort
- FAQ zur Firmengründung für Ausländer
Grundsätzliche Unterschiede: EU/EWR-Bürger vs. Drittstaatsangehörige
EU-/EWR-Bürger: Der vereinfachte Weg zur Firmengründung
Staatsangehörige aus EU-/EWR-Ländern können in Österreich ohne spezielle Aufenthaltsgenehmigung ein Unternehmen gründen und leiten. Sie müssen sich lediglich binnen vier Monaten nach Ankunft beim Meldeamt registrieren lassen und erhalten eine Anmeldebescheinigung. Die Firmengründung erfolgt dann wie bei österreichischen Staatsbürgern über die Wirtschaftskammer, das Firmenbuch und das Finanzamt.
Drittstaatsangehörige: Strukturierter Weg über RWR-Karten
Wer nicht aus einem EU- oder EWR-Mitgliedstaat stammt, benötigt vor der Gründung einen gültigen Aufenthaltstitel, der zur selbständigen Arbeit berechtigt. Hierfür sind die verschiedenen Varianten der Rot-Weiß-Rot-Karte (RWR-Karte) entscheidend.
Erfolgsbeispiel: Oleg aus der Ukraine – Vom Bulgaren-Frust zum Österreich-Erfolg
Oleg, ein ukrainischer Unternehmer mit einer Spielentwicklungsfirma, lebte zunächst ein Jahr in Bulgarien, war aber unzufrieden mit der Lebensqualität. Er wollte nach Österreich und erhielt die RWR-Karte für selbständige Schlüsselkraft. Sein Erfolgsrezept:
- Investition von 100.000 € in sein österreichisches Unternehmen
- Detaillierter Businessplan mit Nachweis des gesamtwirtschaftlichen Nutzens
- Kauf einer Immobilie über seine GmbH
- Erfolgreiche Beantragung der RWR-Karte binnen 3,5 Monaten
Die zwei wichtigsten RWR-Karten für nicht-EU Gründer im Detail
RWR-Karte für „Selbständige Schlüsselkraft“
Diese Karte richtet sich an Einzelunternehmer oder Geschäftsführer, die ein Unternehmen mit gesamtwirtschaftlichem Nutzen gründen möchten.
Anforderungen:
- Nachweis einer wesentlichen Investition (meist mind. 100.000 €)
- AMS-Gutachten über Arbeitsplatzschaffung und Innovation
- Tragfähiger Businessplan mit Einnahmen-Ausgaben-Kalkulation
- Keine Gefährdung der öffentlichen Ordnung
Praxisbeispiel: Oleg’s Erfolgsformel Der ukrainische Unternehmer investierte 100.000 € in sein österreichisches Unternehmen und konnte nachweisen, dass sein Gameentwicklungs-Business internationale Kunden anzieht und lokale Arbeitsplätze schafft. Entscheidend war:
- Klarer Nachweis der Investitionssumme
- Businessplan mit Fokus auf Innovation und Wertschöpfung
- Belege für bereits bestehende Geschäftstätigkeit
RWR-Karte für Start-up-Gründer
Diese Karte ist für innovative Start-ups mit mindestens 50.000 € Eigenkapital und einem Punktesystem von mindestens 50 von 85 möglichen Punkten konzipiert.
Erfolgsfaktoren nach Punktesystem:
- Abschluss in Österreich: 30 Punkte
- Studium (mindestens 3 Jahre): 20 Punkte
- Deutschkenntnisse C1-C2: 15 Punkte
- Zusätzliches Kapital (50.000 €): 10 Punkte
- Alter bis 35 Jahre: 10 Punkte
Bestehende Unternehmen nach Österreich verlagern
Ein häufiges Missverständnis ist, dass man ein bestehendes Unternehmen einfach nach Österreich „mitnehmen“ kann. Die RWR-Karten werden immer für neue Unternehmen mit Sitz in Österreich vergeben.
Wichtige Klarstellungen:
- Es zählt der Business Case für den österreichischen Markt
- Nachweisbare Erfolge im Herkunftsland können helfen, sind aber keine Garantie
- Das AMS verlangt detaillierte Begründung des Mehrwerts für Österreich
- Bloße Briefkastenfirmen-Umzüge reichen niemals aus

Rechtsformen und Startkapital-Optionen
Rechtsform | Startkapital | Haftung | Ideal für |
---|---|---|---|
Einzelunternehmen | 0 € | Unbeschränkt privat | Solo-Gründer, kleinere Projekte |
OG/KG | 0 € | Unbeschränkt (KG: beschränkt für Kommanditisten) | Partnerschaften |
GmbH light | 10.000 € (5.000 € einzahlbar) | Beschränkt | Wachstumsunternehmen |
FlexCo | 10.000 € | Beschränkt | Start-ups mit Mitarbeiterbeteiligung |
AG | 70.000 € | Beschränkt | Großprojekte, Börsengang |
Schritt-für-Schritt Gründungsanleitung
Phase 1: Vorbereitung und Rechtslage klären
- Aufenthaltsstatus prüfen: EU-Bürger können sofort starten, Drittstaatsangehörige benötigen RWR-Karte
- Businessplan erstellen: Fokus auf österreichischen Markt und Mehrwert
- Startkapital sichern: Je nach Rechtsform und RWR-Karte-Anforderungen
- Beratung beim WKO-Gründerservice: Kostenfreie Erstberatung nutzen
Phase 2: Behördengänge und Anmeldungen
- Gewerbeanmeldung: Online über GISA oder bei der WKO
- Firmenbucheintrag: Bei GmbH/AG verpflichtend
- Steuernummer beantragen: Binnen eines Monats nach Gründung
- Sozialversicherung: Anmeldung bei der SVS
Phase 3: Operative Aufnahme
- Bankkonto eröffnen: Stammkapital einzahlen
- Förderungen beantragen: aws, FFG und regionale Programme nutzen
Wenn Sie einen erfahrenen Experten an Ihrer Seite brauchen, der Einwanderer bei der Unternehmensgründung in Österreich unterstützt, ist Team23 Ihr zuverlässiger Partner in solchen Angelegenheiten.
Professionelle Hilfe holen →Finanzierung und Kredite für Ausländer
Eigenkapital-Anforderungen
- Mindestquote: 20-30% gelten als Richtschnur
- Für RWR-Karten: 50.000-100.000 € je nach Kategorie
- Nachweis: Kontoauszüge, Finanzierungszusagen
Kreditmöglichkeiten
Kredit für Ausländer Firmengründung ist möglich, erfordert aber:
- Gültigen Aufenthalts-/Arbeitsbewilligung
- Bonitätsnachweis
- Oft österreichische Bürgschaft oder Sicherheiten
Erfolgsbeispiel: Oleg’s Finanzierungsstrategie Der ukrainische Unternehmer übertrug 100.000 € nach Österreich und kaufte strategisch eine Immobilie über seine GmbH – das schaffte sowohl den Investitionsnachweis als auch die geforderte Wohnsitzbestätigung.
Alternative Finanzierungsquellen
- Business Angels: aws i² Programm
- Crowdfunding: Gesetzlich regulierte Plattformen
- EU-Förderungen: Nicht nach Nationalität, sondern nach Unternehmensstandort
Branchen mit Besonderheiten: Apotheken & Kanzleien
Apotheken für ausländische Pharmazeuten
Voraussetzungen für Apothekenübernahme:
- EU-Bürger: Anerkennung bei entsprechender Ausbildung relativ einfach
- Drittstaatsangehörige: Nostrifikation + Aspirantenjahr erforderlich
- Sprachnachweis: C1-Level + Kammer-Sprachprüfung verpflichtend
Praktische Hürden:
- Österreichische Staatsbürgerschaft oder EU/EWR-Staatsangehörigkeit erforderlich
- Fünfjährige pharmazeutische Tätigkeit in EU/EWR-Apotheke
- Konzessionsvergabe nach geografischen Kriterien
Anwaltskanzleien und Rechtsberatung
Besonderheiten:
- Rechtsanwaltsprüfung in Österreich erforderlich
- EU-Anwälte können unter bestimmten Voraussetzungen praktizieren
- Kanzleigründung als Einzelunternehmen oder Rechtsanwalts-GmbH möglich
Erfolgsbeispiel: Salvagnini – Italienische Präzision in Österreich
Das italienische Maschinenbauunternehmen Salvagnini hat in den 1990er Jahren seine Österreich-Niederlassung gegründet und konnte seither die Maschinenproduktion und Mitarbeiterzahl vervielfachen. Francesco Scarpari, Präsident der Salvagnini Gruppe, sieht die Stärken Österreichs klar:
„Österreich liegt im Herzen Europas, und das ist besonders wichtig für die Verbindungen zu den Nachbarländern, wo wir viele Lieferanten haben.“
Das Unternehmen profitiert von:
- Der zentralen Lage in Europa für Logistik und Lieferanten
- Qualifiziertem Personal mit 360-Grad-Kompetenzen
- Einfacherer Bürokratie („Die Bürokratie ist schlanker, man hört zu“)
- Direkter Verbindung zum deutschsprachigen Markt
Steuerliche Vorteile für internationale Gründer
Kleinunternehmerregelung
- Grenze: 55.000 € Jahresumsatz
- Vorteil: Keine Umsatzsteuer-Voranmeldung
- Neu 2025: EU-weite Nutzung möglich
Forschungsprämie
- Höhe: 14% Rückerstattung F&E-Aufwendungen
- Verfügbar: Auch für ausländisch geführte GmbHs
- Vorteil: Keine Obergrenze
Doppelbesteuerungsabkommen
- Schutz: Vor Doppelbelastung bei Gewinnausschüttungen
- Verfügbar: Mit über 90 Ländern
- Planung: Professionelle Beratung empfohlen
Häufige Stolperfallen und wie Sie sie vermeiden
Für EU-Bürger
- Meldeversäumnis: Anmeldung binnen 4 Monaten
- Sozialversicherung: Automatische Anmeldung bei SVS oft übersehen
- Steuerliche Optimierung: Rechtsform nicht optimal gewählt
Für Drittstaatsangehörige
- Aufenthaltstitel-Timing: Antrag vor Gewerbeanmeldung
- Investitionsnachweis: Unzureichende Eigenkapitalquote
- Businessplan: Zu wenig Fokus auf österreichischen Mehrwert
- Betriebsanlagengenehmigung: Oft übersehen bei Produktion/Gastro
Unterstützung und Ansprechpartner
Öffentliche Stellen
- WKO Gründerservice: Kostenfreie Workshops und Beratung
- Austria Wirtschaftsservice (aws): Garantien und Förderungen
- Austrian Business Agency (ABA): Speziell für internationale Gründer
Spezialprogramme für Migranten
- Migrant Enterprises (Wien): Coaching in 15 Sprachen
- Café ImmiCo: Mentoring-Programm für Selbständige Immigranten
Erfolgsstatistiken und Trends
Positive Entwicklungen
- 225 neue ausländische Unternehmen siedelten sich 2021 in Wien an
- 442 Millionen € Investitionen durch internationale Ansiedlungen
Überlebensraten
- 69,5% der Gründungen überleben die ersten 3 Jahre in Österreich
- EU-Spitzenfeld: Deutlich über EU-Durchschnitt (z.B. Deutschland: 52%)
- 30-40% aller Unternehmer in Österreich haben Migrationshintergrund
Praxisnahe Checkliste für Ihre Firmengründung
Vor der Gründung
✅Aufenthaltsstatus klären (EU vs. Drittland)
✅Businessplan mit Österreich-Fokus erstellen
✅Startkapital und Finanzierung sichern
✅Rechtsform wählen und Gesellschaftsvertrag vorbereiten
Bei der Gründung
✅Gewerbeanmeldung bei WKO
✅Firmenbucheintrag (bei Kapitalgesellschaften)
✅Steuernummer beim Finanzamt beantragen
✅Sozialversicherung bei SVS anmelden
Nach der Gründung
✅Geschäftskonto eröffnen
✅Förderungen beantragen (aws, FFG)
✅Buchhaltung/Steuerberatung organisieren
✅Netzwerk aufbauen und Marktposition stärken
Online-Firmengründung – der digitale Weg
Seit 2024 können GmbH-Gründungen komplett online abgewickelt werden:
- Elektronische Signatur: ID-Austria beantragen
- Video-Notartermin: Gründungsakt per Videokonferenz
- Digitale Anmeldung: Firmenbuch, Steuern, Sozialversicherung
- Zeitersparnis: 1-2 Wochen statt mehrere Monate

Fazit: Österreich als attraktiver Gründungsstandort
Die Firmengründung in Österreich für Ausländer bietet ausgezeichnete Chancen, erfordert aber je nach Herkunft unterschiedliche Herangehensweisen. Während EU-Bürger praktisch sofort starten können, müssen Drittstaatsangehörige strukturierter vorgehen und höhere Kapitalanforderungen erfüllen.
Erfolgsfaktoren:
- Professionelle Vorbereitung und Beratung
- Ausreichende Kapitalausstattung
- Klarer Fokus auf österreichischen Markt
- Aufbau lokaler Netzwerke und Partnerschaften
Österreichs Vorteile:
- Zentrale Lage in Europa
- Stabile Wirtschaft und Rechtssystem
- Qualifizierte Arbeitskräfte
- Umfassende Förderungslandschaft
Bei Team23 Tax unterstützen wir Sie gerne bei allen Aspekten Ihrer Firmengründung für Ausländer – von der Visa-Beratung bis zur ersten Bilanz. Kontaktieren Sie uns für eine mehrsprachige Beratung und machen Sie Ihren Traum vom eigenen Unternehmen in Österreich wahr.
Weitere Informationen:
- WKO Gründerservice
- Austria Wirtschaftsservice
- Austrian Business Agency
- Aufenthalts- und Niederlassungsrecht
Weitere interessante Artikel für Sie: